Jochen Keth - Der tote Heiner Müller: "Auf der Bühne stirbt der Spieler nach den Regeln seiner Kunst"
Der spielende Heiner Müller: Er stirbt - um neu aufzustehen - um neu zu leben -
um neu zu sterben nach den Regeln des Lebens - um es anzunehmen das Leben -
nach den Regeln der Kunst.
Lothar Trolle bis dato unbekannt und doch erfreut ihn zu treffen - um mich meiner
eigenen Hoffnung zu vergewissern.
Heiner Müller - ein ostdeutscher Dramakönig mit dem Blick nach Westen. Als ich kam,
war er bereits tot. Besucht habe ich ihn an seinem Grab - vor dem gemeinsamen Spiel.
Wir wissen einander nicht und doch spiele ich ein Stück von ihm - und bin weniger als er
- vor allem anders.
Keine Ahnung - ob ich Heiner Müller verstanden habe - doch habe ich versucht
ihm vorsichtig näher zu kommen - die wenigen Texte, die ich von ihm kenne, treffen
mich, treffen das Wesentliche klar und tödlich, doch erschüttern sie nicht meine Hoffnung.
Ich spiele weiter. Danke.
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Jesse Garon: „In der Nähe von Fehlern liegen die
Wirkungen!“ B.B.
Das ist, was mir von Bertls Weisheiten geblieben ist.
Ein erstes Zusammentreffen mit Bertl war, als ich auf den Brettern
der Hersfelder Stiftsruine von den Gun-Männern Aturo Ui´s
über den Haufen geknallt wurde, um mir anschließend jede
Vorstellung Ui´s Schlussmonolog (M. Adorf) tiefgerührt
anzutun.Dann kehrte ich wieder und eröffnete mit einem spektakulären
Treppensturz die Straßenszene in Brechts Galileo Galilä,
wo der gute W.Quadflieg mit dem Rücken zum Publikum versuchte
uns Sterngucker zum Prusten zu bringen.
Ansonsten war meine Begeisterung zuvor von Brechts Lehrstücken
und dem guten Menschen von Sezuan eher gedämpt worden. Seine
Dreigroschenoper, naja, wenn sie dann mit Zack umgesetzt wurde, konnte
unterhaltsam sein.
Beim großen Brechtfest des Berliner Ensembles begegnete mir
B.B. als übergroße im O-Ton sprechende Brechtmechanikfigur
wieder, wusste zu imponieren und signalisierte doch auch, daß
er museal geworden ist. Bertl ist eben nicht William und wird es nimmer
werden. Trotzdem war der Trotzkopf sicher ein recht cooler Kerl mit
einem Hang zu beherzter Kopflast auch in der Poesie. Jeder hat seine
Schwachstellen.
Nun probiere ich, ein wenig von seinem Geist und Wesen durchschimmern
zu lassen und werde ein vielleicht talentvolles Scheusal sein, immer
in der Nähe von Fehlern, was auch immer ein Fehler sein soll.
Ansonsten bin ich schon lange weniger oder mehr werktreu werktätig
auf unterschiedlichsten Bühnen und darüber hinaus.
P.S. Die "B.B."
zaubert mir in meiner Erinnerung noch immer ein Lächeln ins
Herz.
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Thomas Kellner: 1981 in Siebenbürgen in Rumänien
geboren, wuchs ich ab dem 6. Lebensjahr in Nürnberg auf. Seit
der 6. Klasse tummelte ich mich in Schultheatergruppen, dem Jugendclub
des Staatstheaters Nürnberg, in deutsch-tschechischen Theaterprojekten,
einer amerikanischen Theatergruppe und bei den Pfadfindern. Zuerst
Abi, dann Theater & Medienwissenschaften in Bayreuth studiert
und schließlich Schauspielstudium an der Anton Bruckner Universität
in Linz, Österreich, und am Conservatoire National Supérieur
d‘Art Dramatique in Paris. Mit einer Französin gründete
ich die Compagnie « J’aime ce garçon ».
Seit mehr als drei Jahren auf der Bühne in Österreich, Frankreich
und Deutschland, darunter die freie Szene von Frankfurt und die Stadttheater
Münster, Krefeld, Bremerhaven, Nürnberg, Herzeele, etc.
Mein Lieblingsbuch ist „Homo Faber“, ich esse gern Fleisch.
www.thomaskellner.net
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Thomas
Marciniak - Für Thomas Marciniak stand vor dem Theater
der Zirkus, nicht im, sondern vielmehr auf seinem Weg. Wann er das
erste Mal im Zirkus war? Es war wohl noch am Niederrhein und Thomas
zu klein um sich daran zu erinnern. Danach erst Theater: Die Räuber
und das Land des Lächelns, Landesbühne Hannover in einer
Schulaula – das war Anfang der 1980er, Thomas muss etwa vier
Jahre alt gewesen sein. Die Königin der Nacht mit den drei Knaben
in einem Ballon folgte wenig später. Zufall, dass Thomas Marciniak
erst eine Kleinkunstgruppe gründete, bevor er das Gymnasialtheater
in seinen endgültigen Besitz brachte – beides damals schon
mit Nils Foerster - in einem Schulort am Rande des Zonenrandgebiets.
Dann Staatstheaterstatisterie. Ob als Schweineheck oder nackte Menschmaschine,
stetig suchte Thomas hinter die Handlung, hinter die Bedeutung und
das Wesen des Theaters zu kommen, seltsamerweise meistens auf Stelzen.
Brecht, Beckett, Botho Strauß: gesehen, gelesen, probiert, studiert
und studiert… mittlerweile als Regisseur bei Werkstück
VII angekommen – glaubt Thomas Marciniak an ein Theater zwischen
Maschinerie und Artistik, an ein Theater, dessen Kern, die Argumentation,
wie die Seele des Zirkus auf offene Münder fallen sollte. Denn,
so wie die Nummernrevue des Varieté die Abstraktion von Geschichte
ist, ist so der Zirkus der Beginn des Theaters und der Moderne.
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Nils Foerster - Im August 1977 in Braunschweig
geboren, eine klassische Theaterlaufbahn: Krippenspiel in der Kirche,
Theater-AG in der Schule, Schulpraktikum beim Kinder- und Jugendtheater,
dem theaterspielplatz. Dort blieb ich und lernte Theaterlaufen
in (fast) allen Bereichen - Licht & Tontechnik, Bühnenbau
& -umbau, Garderobe & Einlass, Kassenkraft & Telefonservice,
Thekendienst & Putzkraft. Es folgten Wanderungen als Hospitant,
Assistent und ähnliches ans Staatstheater Braunschweig,
Volkstheater Rostock und ans Maxim-Gorki-Theater,
zu Festivals und zu freien Projekten.
Zusammen mit Thomas Marciniak entstand Werkstück. Ich landete
in Hildesheim, Studium der Kulturwissenschaften und ästhetischen
Praxis inklusive einem Semester in Utrecht. Nach dem Studium
lernte ich drei Jahre die ehrliche Provinz kennen, die Wanderbühne
(respektive: Landesbühne) der Lutherstadt Eisleben, von Schule
zu Schule fahrend als Theaterpädagoge, ganz in der Nähe
des Südharzes, nur knapp 30 Kilometer entfernt von der Heimat
Lothar Trolles.
In Berlin ging es dann ins Freie zum fahrenden Volk: Fahre hin und
her zwischen der Brotfabrik und Berliner Projekten oder ganz Deutschland
in Diensten eines Weintheaters oder auch mal nach England für
ein Kistentheater.
www.nils-foerster.de
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Roman Nachsel - Es ist der Gott aus der Maschine, der das
richtige Leben von der Bühne trennt, der aus dem Zufall Geschichten
macht. Geboren wurde Roman Nachsel 1979 nahe des letzten Intershops
vor Berlin, irgendwo zwischen NVA, Katholizismus–Bauernrepublik
und Idylle im Brandenburger Sand. Zum Thälmann-Pionier oder zur
Jugendweihe hat er es nicht mehr geschafft, die Welt brach vorher.
Die DDR hatte sich aufgerieben zwischen seiner Mutter, der Ingenieurin,
und seinem Vater dem Ökonom. Der Vorort, ganz weit weg von Berlin,
ging nicht unter, er veränderte sich nur so, wie Roman älter
wurde. Später dann - Roman wollte erkennen, was diese Welt im
Inneren bewegt - studierte er Technische Informatik. Die Elektrotechnik
bildete nun die Leiterbahnen seines Lebens. Ab 2001 suchte Roman am
Fraunhofer IZM Applikationen; aus der und für die Mikrophysiologie
unserer technisierten Zivilisation. Mittlerweile ist Roman Nachsel
selbstständiger Unternehmer: Mikromanufaktur – Ingenieurslösungen
und Design für Prototypen. Sein Theater ist der Geist aus der
Maschine; Wirklichkeitsveränderung aus der Erkenntnis heraus,
dass die Perspektive zu verrücken ist, um Welt zu verschieben.
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Victoria Phillip - demnächst mehr über unsere
Ausstatterin!
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Kay-Uwe Kurth kam 1981 in der Prignitz,
im kargen Nordosten Brandenburgs, zur Welt; doch zu seiner Heimat
ist das Herz Mecklenburgs geworden, wo er bis zu seinem Studium in
Berlin aufwuchs. Das Theater wurde vergleichsweise spät zu einer
Leidenschaft. Während eines Studienaufenthalts in Frankreich
wurde Kay-Uwe Mitglied in der compagnie de la vieille dame. Zurück
in Berlin blieb er dann dem Theater treu, besuchte verschiedene Schauspielworkshops
und spielte in kleinen Laiengruppen. Durch das Studium der Philosophie
und Geschichte entstand mehr und mehr das Bedürfnis sich mit
der Umsetzung von theatralischen Stoffen auseinanderzusetzen. Zwar
bieten beide, Philosophie und Geschichte, einerseits brauchbares interpretatorisches
Rüstzeug, doch motivierend wirkte vielmehr der Wunsch nach mehr
Leben und der Konkretion des Menschlichen. So ist Kay-Uwe seit Sommer
dieses Jahres in der glücklichen Lage dem Werkstückteam
bei seiner VII. Inszenierung anzugehören und sich der abstrakten
Frage »Was ist der Mensch« nun mit den Mitteln anschaulicher
Konkretion auf neue Weise zu stellen.
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